Unsere Reise nach Indien in 2015

Wir unterstützen weiterhin das Don Bosco Heim für Straßenkinder in Hyderabad, da es uns auch sehr wichtig ist, den Jungs eine Ausbildung zu ermöglichen.

Doch dieses Mal führte uns der Weg Anfang Februar direkt nach Machilipatnam in das Deenabandhu Home for Girls, um nicht nur wie sonst sechs Tage, sondern zehn Tage mit den Mädchen zu verbringen. Wir wollten den ‚Evelins Remembrance Day‘ am 5. und 6. Februar mit unseren Patenkindern und allen Mädchen im Heim erleben.

Wir wurden im Heim wieder herzlich begrüßt mit Blumengirlanden, von den Kindern selbst gebastelten, gestickten, gemalten Geschenken, und mit selbst gebastelten und beschrifteten Schildern, die bezeichnend sind für die Aufmerksamkeit und Wärme der Kinder. Einige Mädchen lernten für uns zu trommeln und begleiteten uns den Rest des Tages mit ihren Rhythmen.

Es ist erstaunlich, wie viel sich in einem Jahr verändern, entwickeln und reifen kann, dank der Unterstützung durch die Kindernothilfe, durch die Stifter und die Pateneltern. Alle Mädchen wollen ihr Abitur machen und wollen studieren. Diese Einstellung färbt auch schon auf die ganz Kleinen ab. Die Heimleiterin macht es immer wieder möglich, den Kindern außerhalb der Schulzeit noch Unterricht in den Fächern zu organisieren, die an der kirchlichen Schule wegen Lehrermangels nicht oder nur bedingt geboten werden können und die doch wichtig sind, um das Abitur oder den Bachelor zu absolvieren oder an eine Universität versetzt zu werden.  Außerdem organisiert sie regelmäßigen Privatunterricht in Mathe, Englisch, usw. Die Hoffnung auf gute Noten und einen guten Abschluss ist groß und für jede Hilfestellung sind die Mädchen sehr dankbar. An zwei Abenden kamen viele Mädchen sogar gern zu meinem Englischunterricht.

Wir sahen auch den Rohbau des neuen Gebäudes, das entsteht, da der rückwärtige Teil des alten Gebäudes nach dem letzten Sturm unbenutzbar geworden ist. Die Finanzierung des oberen Stockwerks muss noch gesichert werden. 

Einen Nachmittag besuchten wir das Noble College, trafen die Direktorin und einige Professoren und konnten uns von der Qualität des Computerraums, des Chemie Labors, usw. vergewissern. Sieben der Mädchen besuchen nun das Noble oder das Hindu College um das Abitur oder den Bachelor zu schaffen, und sie haben konkrete Pläne für ihre Zukunft. So studieren drei Mädchen bereits im zweiten Jahr am Noble College und sind sich sicher, nächstes Schuljahr ihr letztes Jahr mit dem Bachelor absolvieren zu können. Sie studieren Politische Wissenschaften und Geschichte bzw. Biologie bzw. Wirtschaftswissenschaft. Wir haben sie die letzten vier Jahre begleiten können und sind hoffnungsvoll, dass sie nach Beendigung des Studiums eine gute Arbeit finden werden.  Zumindest L. will weiter studieren und ihren Master’s in Politischen Wissenschaften und Geschichte erreichen und J-B., die ihren Bachelor dieses Jahr geschafft hat, möchte im Herbst ihr MBA Studium beginnen.  

Zwei Mädchen verfolgen ‚post-graduate studies‘ mit dem Ziel des Master’s degree.  V.-L. haben wir persönlich ins Herz geschlossen, da sie nicht nur intelligent genug für das Mathematikstudium ist, sondern auch ein liebenswerter, hilfreicher und nachdenklicher Mensch.  Viele werden Krankenschwester, staatlich geprüfte Krankenschwester oder studieren, um im Gesundheitswesen tätig zu werden. 

Auch bei unseren Patenkindern werden die Vorstellungen für ihre Zukunft gezielter.  M. begann dieses Jahr ihr Studium zur staatlich geprüften Krankenschwester (4 Jahre) und S. möchte im Gesundheitswesen tätig sein, daher verfolgt sie ein Diplom im Gesundheitswesen (2 Jahre). Die vier Kleineren arbeiten fleißig an ihren Hausaufgaben und ihren Träumen.

Mädchen, die das Abitur nicht schaffen, können durch das Heim z.B. Schneiderin werden. Die Heimleitung findet auch für diese Mädchen einen passenden Berufsweg.

So können sich am Ende eines Schuljahres die Mädchen selbst, deren Eltern und die Heimleitung immer über Erfolgserlebnisse freuen. Wir haben deren Fleiß und Fortschritt in den letzten vier Jahren verfolgen können.

Die Mädchen sind immer beschäftigt, sei es mit Hausaufgaben, mit den täglichen Aufgaben im Heim, sei es im Computer Center,  oder sei es mit Basteln, Sticken, Malen oder Lesen, oder sei es einfach nur beim Spaßhaben.

Das ‚Outreach-Team‘ im Heim, das die Mädchen selbst gegründet haben, geht in die lokalen Slums und lehrt dort die Kinder neben Hygiene, Lieder und Spiele auch Vieles über das Leben, z.B. durch Sketche.

An einem Nachmittag fand ein freies sogenanntes „medical camp“ statt. Eine Ärztin gab den Kindern vorbeugende Medikamente, sprach über Gesundheitsthemen und beantwortete auch Fragen der Mädchen.

Wir trafen uns  im Heim mit einem anderen Ehepaar aus Deutschland, das dort auch Patenkinder hat und konnten Erfahrungen austauschen. Wir stimmen überein, dass diese Art von Schulheim einen schnellen und effektiven Weg bietet, Kindern eine stabile Zukunftsperspektive zu schaffen, aus der heraus die Kinder dann ihrer Familie und Anderen beratend und helfend zur Seite stehen können. Spenden lohnen sich also.

An zwei Sonntagen haben wir am Gottesdienst teilgenommen und hatten Gelegenheit, die Pfarrer und die Gemeinde kennenzulernen. Auch den Bischof konnten wir besuchen, um über die Pläne der Südindischen Kirche zu sprechen.

Wir haben dieses Jahr einige Eltern zum zweiten Mal getroffen. Sie sind sehr dankbar für die Ausbildung ihrer Kinder und die Unterstützung beim Start in ein selbständiges Leben.

Außerdem zeigten uns die Mädchen ihre künstlerischen Fähigkeiten am ‚Evelins Remembrance Day‘ mit ihrem Gesang und ihren Sketchen.

An zwei Tagen gedachten wir dieses Jahr, dem 5. Todestag, unserer Tochter Evelin. Am ersten Tag des ‚Evelins Remembrance Day‘ fuhren die Kinder wieder mit dem Schiff zur Bhavani Insel  im Fluss Krishna und den zweiten Tag verbrachten sie im Haailand.

Der erste Tag war sehr schön, schon auf dem Schiff war das obere Deck in Erinnerung an Evelin geschmückt und es wurde viel über Evelin gesprochen, gesungen und vorgetragen. Am Abend fuhren wir zum Haailand und übernachteten dort im Resort Hotel. Die Hotelleitung hatte für die Kinder einen erlebnisreichen Abend gestaltet, indem zwei Konferenzsäle mit Matratzen ausgelegt wurden, damit die 61 Kinder eine tolle Campingnacht erleben konnten.

Mehr kann man unter ‚Evelins Remembrance Day 2015‘ lesen.

Machilipatnam liegt 60 km von Vijayawada, der neuen Hauptstadt des Staates Andhra Pradesh.  Es war schön zu sehen, wie in Vijayawada gebaut und renoviert wird, um einer Hauptstadt gerecht zu werden. Dies färbt auch auf Machilipatnam ab, das ja am Golf von Bengalen liegt und einen kleinen Fischereihafen besitzt.
 
Auch dieses Mal fuhren wir mit den Mädchen wieder ans Meer, ein entspannendes Erlebnis mit Sonne, Wind und Meeresluft. Dabei begleitete uns auch der jüngere Sohn der Heimleiterin, der Informationstechnologie studiert. Ihr älterer Sohn, der Computerwissenschaft studiert, konnte am Tag vor unserem Rückflug kommen, damit wir auch ihn kennenlernen konnten. An dem Abend fand auch der Kulturabend mit Gesang, Tänzen und Sketchen statt, sodass wir wieder über die vielen Talente der Mädchen staunen konnten. Auch wurden, wie jedes Jahr, wieder Preise verteilt, einschließlich des Evelin Christiane Hauptpreises, einem Vielseitigkeitspreis. Ein passendes Ende dieser aufschlussreichen Reise.  

Informationen zur Kindernothilfe:

www.kindernothilfe.de